Sonderbericht #7

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Mit dem Einzug der Video-Ära für den Heimgebrauch, ende der achtziger Jahre, entwickelte sich im frisch wiedervereinigten Deutschland, eine neue Jugendkultur. Gruppen pubertärer Jugendlicher mit ausgeprägten Filmleidenschaften schufen den deutschen Underground, wie wir ihn heute kennen und oftmals lieben. Die Jugendkultur hat im Laufe der letzten zwanzig Jahre vieles hervorgebracht, an dem sich die neueren Generationen messen lassen müssen.

Martin Hentschel, selbst fester Bestandteil des Undergrounds (er wirkte u.a. mit in Olaf Ittenbachs NO REASON, Andreas Papes KETTENSÄGEN ZOMBIES REDUX und Marcel Walz’ AVANTGARDE), hat klangheimlich den ersten Band eines Kompendiums veröffentlicht und damit dem deutschen Underground den lange überfälligen Tribut gezollt. Einhundert handverlesene und stellenweise obskure Filme aus den letzten fünfundzwanzig Jahren, darunter frühe Werke von Regisseuren, die mittlerweile international Achtungserfolge einfuhren konnten, wie zum Beispiel die „großen Alten“ Jörg Buttgereit, Andreas Schnaas oder Olaf Ittenbach. Aber auch die „jungen wilden“ wie die Brandls, Philip Lilienschwarz und Marcel Walz halten mit ihren Werken Einzug im Buch.

Abgerundet wird es durch ein Vorwort von Szene-Urgestein Markus Hagen, dessen großartige Vietnam-Persiflage DEADLY NAM (2006) ebenfalls vertreten ist. VIDEO-REBELLEN ist aus dem direkten Dunstkreis der deutschen Amateur- und Underground Szene entstanden und somit zu 100% authentisch. Nebenbei bemerkt ist es ein wahres Fest in dem Buch zu stöbern, neue Filme zu entdecken und wissenswertes zu alten Streifen zu erfahren.

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Im Rahmen der Veröffentlichung konnte ich Martin Hentschel kurz zum Gespräch treffen:

Der verdeckte Ermittler: Wie bist du auf die Idee zu diesem Projekt gekommen?

Martin Hentschel: Da es bisher noch kein Buch über dieses Thema gab. In den 90ern gab es zwar HÖLLE AUF ERDEN oder DIE ANGST SITZT NEBEN DIR, in denen auch zum Teil deutsche Amateurfilme besprochen wurden, aber diese Publikationen behandeln das Genre zu allgemein. Außerdem sind diese Bücher teilweise 20 Jahre alt.

Der verdeckte Ermittler: Wie lange hast du daran gearbeitet? Bis zum Veröffentlichungsdatum war von diesem Projekt noch nichts weiträumig bekannt gewesen.

Martin Hentschel: Die Idee hatte ich bereits 2011, jedoch wurde das Ganze immer wieder von mir wegen meiner anderen Bücher verschoben. Dafür sammelte ich über die letzten Jahre jene Filme, die mir interessant für das Buch erschienen und nahm Kontakt zu den Machern auf. Die ersten Zeilen brachte ich im April dieses Jahres zu Papier, Anfang Juli war ich dann fertig mit dem Buch. Ich hab vorher nichts an die große Glocke gehängt, da man das Buch durch die On-Demand-Veröffentlichungsweise eh nicht vorbestellen konnte und das spontane Interesse sicher verpufft wäre, hätte ich groß Welle gemacht.

Der verdeckte Ermittler: Mit VIDEO REBELLEN hast du dem Underground einen Meilenstein gesetzt. Wie ist deine Meinung zum Underground?

Martin Hentschel: Ich beschäftige mich jetzt seit 5 Jahren mehr oder weniger intensiv mit diesem Genre und habe inzwischen eine ganze Masse an diesen Produktionen auf DVD und VHS angehäuft. Ich feiere besonders die älteren Filme wegen ihres naiven Charmes und der Retro-Optik. Zur deutschen Underground-Szene im Allgemeinen kann ich gar nicht viel sagen, gebe aber Markus Hagen in seinem erstklassigen Vorwort zu 100% Recht.

Der verdeckte Ermittler: Laut des Buches sind weitere Bände in Planung. In welchen Intervallen willst du weitere Bücher veröffentlichen?

Martin Hentschel: Ich sammle bereits für den zweiten Teil und fordere alle Filmemacher auf, mir ihre Werke zuzusenden. Egal ob 20 Jahre alter Kurzfilm, Unvollendeter Rohschnitt einer nie veröffentlichten Produktion, Schulprojekt, unbekannter Trash, Horrorfilm, Trickfilm, …was auch immer. Wenn ich 100 passende und vor allem gute und interessante Filme zusammen habe, wird ein zweiter Band in Angriff genommen.

Der verdeckte Ermittler: Du hast das Buch über den Print Service von Amazon veröffentlicht. Warum?

Martin Hentschel: Ich hatte bei ein paar Verlagen angefragt, die jedoch alle kein Interesse hatten. Da ich gute Erfahrungen mit „Createspace/Amazon“ bei meinen letzten Büchern gemacht habe, war die Sache klar.

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Filme im Kreuzverhör #50: Ganze 6 Vorstellungen & INTERIMERE | TEIL 2

Das kleine Jubiläum geht weiter
und kommt zu seinem Ende…

Am Inhalt der Sendung hat sich nichts geändert, daher macht auch ein ganz neuer Post keinen Sinn. Dennoch – zur Erinnerung und damit nicht runter gescrollt werden muss – hier nochmals der Überblick.

Eine Hauptakte:

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(Diesen Film könnt ihr euch übrigens HIER selbst ansehen!)

…und 6 Vorstellungen:

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Natürlich gibt es jetzt auch endlich das Gewinnspiel, für welches wir Preise von DISNEY, 20th CENTURY FOX, ASCOT ELITE und UNIVERSAL PICTURES im Angebot haben!

Viel Spass mit “Filme im Kreuzverhör #50 – Der Rest”!

Die Teilnahme an Gewinnspielen ist grundsätzlich ab 18 Jahren erlaubt
Die Gewinner werden persönlich benachrichtigt – Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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Filme im Kreuzverhör #50: Ganze 6 Vorstellungen & INTERIMERE

Ein kleines Jubiläum…

Dieser Beitrag ist seit Sonntag überfällig, doch ihr wisst ja:
Wir waren nicht im Lande, sondern am WEEKEND OF HELL.

Dafür sparen wir uns jetzt einen grossartigen Text und verraten nur kurz, was in dieser Jubiläums-Sendung mit der Nummer 50 alles auf euch zukommt…

Eine Hauptakte:

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(Diesen Film könnt ihr euch übrigens HIER selbst ansehen!)

…und 6 Vorstellungen:

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spy_cover adht_cover

tracers_cover tomorrowland_cover

Natürlich darf auch ein Gewinnspiel nicht fehlen für welches wir Preise von DISNEY, 20th CENTURY FOX, ASCOT ELITE und UNIVERSAL PICTURES im Angebot haben!

Viel Spass damit!

Die Teilnahme an Gewinnspielen ist grundsätzlich ab 18 Jahren erlaubt
Die Gewinner werden persönlich benachrichtigt – Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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Wir sind dann mal weg…

Ihr schaut nicht alle unsere Sendungen an und wenn, dann nicht sehr aufmerksam, weswegen ihr euch nun fragt und wissen wollt, wohin wir nun einfach so plötzlich abhauen?

Na gut
Aber nur, weil wir euch gerne haben!

Wir gehen hier hin:

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…und freuen uns schon, wie Bolle!

An alle unter euch, die auch in die Turbinenhalle Oberhausen (DE) pilgern:
Haltet am Samstag/Sonntag Ausschau nach unserem MovieCops-Stand!

Man sieht sich.

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Filme im Kreuzverhör #49: JURASSIC WORLD + STALKER-Special + Halloween-Tipp

Wenn 2 Dinosaurier miteinander kämpfen…
…sind die MovieCops zu Hause!

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Heute haben wir mit JURASSIC WORLD mal wieder eine Hauptakte zu bieten und wieder ist auch ein Gewinnspiel mit dabei: Neben Bluray-Discs gibt es heute exklusiv auch Mützen zum Film zu gewinnen – beides gesponsert von UNIVERSAL PICTURES.

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Wir haben diese Sendung übrigens wieder in der Highspeed Music-Bar in Binningen aufgenommen, weil wir ein paar interessante Gäste in unserem “Studio away from the Studio” begrüssen konnten. Es handelt sich dabei um Cédric Spozio (Regie) und Benjamin Pipa (Produktion):

Sie haben den Kurzfilm STALKER realisiert, über welchen wir ausführlich reden werden. Das hat übrigens einen ganz einfachen Grund, denn ihr könnt den Kurzfilm im gleichen Zeitraum, wie diese Sendung, auf GEMEINDE TV anschauen (oder auch auf der Homepage des Filmes).

P.S.: Inzwischen hat der GoodCop den Kurzfilm auch gesehen
und vergibt 1/2 Handschelle mehr, als der BadCop!

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Zum Schluss haben wir noch einen Halloween-Tipp für euch, zu welchem es ebenfalls ein Gewinnspiel mit von von TIBERIUS FILM gesponserten Preisen.

Viel Spass und am nächsten Wochenende:
Frohes Gruseln!

Die Teilnahme an Gewinnspielen ist grundsätzlich ab 18 Jahren erlaubt
Die Gewinner werden persönlich benachrichtigt – Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

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Sonderbericht #6

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„[…] Das Erstlingswerk von Philip Lilienschwarz,
der es nicht so mit der Kirche hat […]“

–> nightmare-horrormovies.de

Religion. Für viele ist sie der Ursprung allen Übels. Seit Jahrhunderten gehen Kriege, Verfolgungen oder Unterdrückung von Religionen aus. Gottesfürchtigkeit, Strenge und Sitte waren für viele Dekaden ein Erziehungsmaßstab. Dass diese Richtung nicht nur rechtschaffene und moralische Geschöpfe erschuf, kann man an z.B. Ed Gein und Armin Meiwes sehen. Zwei Personen, die der Welt den Atem stocken ließen. Beide strenggläubig und beide lebten mit einem schwerwiegenden Mutterkomplex. Gein und Meiwes sind die Beweise, dass das System, welches sich zu hohen Maßen auf Religion stützt, versagt hat.

„[…] Was macht eigentlich die deutsche Horrorszene? […]“
–> thrillandkill.com

Als Jesajas Mutter stirbt, geriet seine „heile“ Welt aus den Fugen. War es doch die Strenge seiner herrschsüchtigen Mutter, die ihm Gottesfürchtigkeit und Disziplin lehrte. Ihr Tod war die Impulsgebung für Jesajas handeln, Sünder ihre gerechte Strafe zuzuführen. Ob nun Verstöße gegen die zehn Gebote („du sollst nicht ehebrechen“) bis hin zur Homosexualität. Er kennt bei seinen Kampf keinerlei Grenzen, egal ob es sich um enge Bekannte oder gar um Familienmitglieder handelt. Er sieht sich als Hirte über seine Herde und er bestraft die schwarzen Schafe. Jesaja macht auch nicht vor Geistlichen halt, die den falschen Weg eingeschlagen haben.

Alle Sünder sollen sich seiner „Blutbeichte“ stellen und läutern. Die Welt muss vom Schmutz gereinigt werden – Das ist Jesajas einziger Antrieb. Doch als der Auftragskiller Marc seine Schwester, welche er erst kurz vorher ausfindig gemacht hat, durch den psychopathischen Killer verliert, beginnt Marc auf eigene Faust zu ermitteln…

„[…] Der Titel ist Programm! […]“
–> splatgore.de

„Absolutio – Erlösung im Blut“ hebt sich vom deutschen Einheits-Genre-Brei ab. Latente Verbindungen zu Kargls „Angst“ und Buttgereits „Schramm“ schwirren durch die Gedanken, während der Sichtung, aber „Absolutio“ schlägt nur anfangs in diese Kerbe. Mit erreichen des filmischen Klimax entpuppt sich der Film als Horror-Drama.

Der Film macht einfach sehr vieles richtig. Er besitzt ein hohes Niveau und Anspruch was Ästhetik betrifft. Kameraführung, Bild und Ton sind beispielhaft für Filme aus diesem Budgetbereich und auch die Effekte sind sehr ansehnlich und detailliert gestaltet. Besonders hervorzuheben ist die schauspielerische Leistung von Stefan Vancura (als Jesaja) und Najely Chumana (als Margit). Beide verkörperten ihre Charaktere mit großem Ehrgeiz und spürbarer Freude. Besonders Vancura trieb sich zu Hochleistungen an, welche sogar körperliche Veränderungen mit sich brachten. Aus Stefan Vancura wurde Jesaja. Der Inquisitor bittet zur Beichte und diese Beichte wird besiegelt mit Blut.

Tatkräftige Unterstützung erhielt Lilienschwarz von Martin Faltermeier (Regisseur von “Zombies from outer Space” / D, 2012) als Kameramann. Frank Schröter steuerte die Spezialeffekte bei, welcher vorher bereits für Olaf Ittenbach an mehreren Filmen arbeitete (u.a. “Savage Love” / D, 2012 und “No Reason” / D, 2010). Herman van Ulzen, welcher die Rolle des Pfarrer Brandl spielte, war vorher bereits in Bully Herbigs „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ (D, 2004) zu sehen.

„Absolutio“ ist getrost als filmisches Kleinod im deutschen Genrefilm zu bezeichnen. Ein Film, der dem Gorehound zeigt, dass es nicht immer nur Wald- und Wiesen Splatter und Blutbäder im Übermaß sein müssen, um einen soliden, blutigen und spannenden Horrorfilm zu inszenieren. Ein Film, der sich nicht am Kunstblutmassaker-Maßstab messen lassen muss, sondern vielmehr eine Geschichte erzählt, die zu fesseln und zu unterhalten weiß.

Philip Lilienschwarz ist kein Regisseur für die Gorehounds und Gekröse-Liebhaber im Splattersektor. Er ist ein Geschichtenerzähler, der es gekonnt schafft, seine Geschichten auch gelungen in Szene zu setzen.

EGO TE ABSOLVO

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Im Rahmen meines Artikels wollte ich natürlich auch mit dem Regisseur, Philip Lilienschwarz, sprechen und ihm einige Fragen zu seinem Film stellen. Bereits Ende Februar nahm ich über das Internet mit ihm Kontakt auf, also kurz nach Veröffentlichung des Films und meiner ersten Sichtung. Lilienschwarz war bereits zu Beginn unsere E-Mail Korrespondenz ein sehr netter Zeitgenosse. Dennoch musste ich von Februar bis Anfang Mai auf ein gewünschtes Interview warten. Rückblickend kann ich sagen, dass das Warten sich auf jeden Fall gelohnt hat. Aus einem kurz angedachten Interview wurde ein zwei Stunden Plausch über Gott und die Welt. Über Kunst und Kommerz – über den deutschen Filmmarkt und Sammelgewohnheiten, über Prag und Wien und über Lilienschwarz und „Absolutio“. Ich präsentiere hier einen Auszug aus diesem schönen Gespräch.

***

Der verdeckte Ermittler: Hallo Philip, danke das du dir Zeit genommen hast. Erzähl doch unseren Lesern kurz, wie du auf die Idee zu „Absolutio“ gekommen bist.

Philip Lilienschwarz: Die Idee zu „Absolutio“ hatte Maximillian Huber (Maximum-Uncut-Productions), welcher ja den Film produziert hat. Wir lernten uns auf dem Indigo Film Fest kennen. Irgendwann erzählte er mir von einer Idee über Beichte, Folter und Erlösung… Das ist nun aber schon 4-5 Jahre her. Wir haben dann häufiger telefoniert und verschiedene Sachen durchgesprochen. Ich begann dann das Drehbuch zu schreiben. Patrick Manzecchi (der Mafiaboss) steuerte zu den Dialogen bei. Max Huber sagte dann irgendwann: „Jetzt gehen wir es an!“…(lacht) Das ist jetzt echt schon die Kurzfassung!

Der verdeckte Ermittler: Ich habe vorher noch nie etwas über „Absolutio“ gehört! Du sagtest, dass die Entwicklung über mehrere Jahre gedauert hat?

Philip Lilienschwarz: Ja. Wir haben bewusst erst dann Informationen zum Film gestreut, als der Dreh schon begonnen hatte. Aber es hat sich wirklich einige Jahre hinausgezögert. Ich glaube 2011-2012 haben wir erste Details im Internet gepostet. Damals hieß der Film noch „Blutbeichte“. Leider mussten wir den Titel verwerfen, da es einen Buchtitel namens „Blutbeichte“ gibt und das Buch blöderweise auch eine leicht ähnliche Thematik hat.

Der verdeckte Ermittler: Ich empfand „Absolutio“ als durchdachten und guten Film. Bereits die Einführung des Charakters Jesaja fand ich für einen deutschen Amateurfilm sehr beachtlich. Er hält sich nicht lange an irgendwelchen Sachen auf. Der starke und düstere Start und der Twist gegen Ende, der etwas trashig wirkt mit dem doch eher schnell von statten gehenden Showdown. Alles in allem aber ein runder und sehenswerter Film und kein gewöhnlicher „Einheitsbrei“.

Philip Lilienschwarz: Einige Sachen sind aus der Spontanität heraus entstanden, die wunderbar passten.
Die Szenen mit Peter Eherer (Jesajas Nachbar) zum Beispiel. Er war anfangs nur Besucher, aber ich hatte die Idee, ihn als den Nachbar einzubauen. So improvisierten wir dann seine Dialogszene am Zaun. Für die Nachdrehs habe ich seine Rolle dann noch erweitert. Peter hat eine super Arbeit abgeliefert.
Wenn ich daran denke, dass ich für die Folterszenen verschiedene Story Boards entwickelte und letztlich doch viel improvisierte… (lacht) Irgendwas ging immer nicht so, wie ich es geplant hatte. Ob nun der Winkel und so weiter. Man kann halt nicht immer alles planen. Das ist mir bei der Arbeit von „Absolutio“ bewusst geworden. Außerdem stellte ich fest, dass bei zu akribischer Planung ein Stück der Dynamik und der Atmosphäre auf der Strecke bleiben.
In der Phase der Vorproduktion hab ich mir auch bewusst Zeit gelassen. Zum Beispiel bei der Suche nach den Locations. Die Kirche am Anfang des Films… Ich hätte auch die erstbeste nehmen können, aber das Suchen der Location hat sich auch dabei sehr gelohnt. Die Kirche war ein gut besuchter Ausflugsort. Ständig waren dort Menschen, die sich die bunten Fenster und so ansahen … Wir hatten keine Dreh-Genehmigung, aber wir dachten uns, bei den ganzen Touristen, die auch alle Fotos machten oder sogar Videos drehten, da würden wir gar nicht so auffallen. Also drehten wir die Einstellungen in der Kirche, die dann als Anfang des Films dienten.

Der verdeckte Ermittler: Welche Stilmittel anderer Filme haben dich beim Dreh beeinflusst? Wovon hast du dich leiten lassen?

Philip Lilienschwarz: Ich weiß nicht, ob ich das so direkt beantworten kann. Man saugt ja immer Sachen auf, Sachen die einen beeindruckt haben und daraus schöpft man dann. Aber es sind keine einzelne Filme. Eher ein „großes Ganzes“ von vielen Filmen aus vielen Genres. Was ich allerdings schon sagen kann, ist das Roman Polanskis „Ekel“ („Repulsion“) einen enormen Einfluss auf mich hatten. Aber auch William Lustigs „Maniac“ von 1981 hatte ich im Hinterkopf. Letzterer hat ja mit „Absolutio“ nicht zuletzt die Gemeinsamkeit, dass man in die Psyche eines Serienmörders eintaucht. Diese Filme haben schon eine Art Grundlage geliefert. Argentos Filme mag ich natürlich auch sehr. Seine Art der Inszenierung, Bilder wie Gemälde… „Suspiria“, „Phenomena“ und „Tenebre“. Diese Filme strotzen vor Ästhetik! Leider wird der Blick für Schönheit und Kunst im Film nicht mehr der Stellenwert zugeschrieben, wie einst – obwohl ich da eigentlich sehr tolerant bin und niemanden verteufeln möchte, da mir ja auch der eine oder andere neue Blockbuster Spaß macht.

Der verdeckte Ermittler: Bei unserem ersten Mailkontakt erwähntest du, dass die Kritiken zu deinem Film ziemlich durchwachsen gewesen sind. Wie kann ich das verstehen? Ich habe bisher nur gute Kritiken zu „Absolutio“ gelesen.

Philip Lilienschwarz: Ja. Das ist richtig. Der Großteil der Kritiken war wirklich gut. Es ging mir eher um einige Gruppen, die mit Independet-Filmen in der Regel wenig anfangen können… Dort gehen die Meinungen schon sehr weit auseinander, da dieses Klientel etwas anderes gewohnt ist. Ein großer Punkt ist dabei immer das Budget. Wenn man sich nur Hollywood B-Movies ansieht und dann einen deutschen C-Movie … da kann es dann auch schon sein, dass einer weniger positiv über diesen Film schreibt. Wenn sie allerdings wüssten, unter welchen Bedingungen dieser Film entstanden ist, würden sie wahrscheinlich auch anders darüber denken.
Ich mag ja auch große Non-Horror-Produktionen. Aber viele davon sind nicht nachhaltig genug. Es macht Spaß, sie zu sehen, aber man vergisst sie danach auch wieder sehr rasch. Kunst muss meiner Meinung nach etwas unbequem sein und das Publikum etwas fordern.

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Der verdeckte Ermittler: Wie hoch war denn das Budget?

Philip Lilienschwarz: Uh, so genau kann ich das gar nicht sagen, weil ich es selbst nicht 100%ig weiß, aber wir reden hier nur von ein paar wenigen tausend Euro.

Der verdeckte Ermittler: Das merkt man den Film aber nicht an. Gerade weil er sich Zeit nimmt für Details wie Kamera und Charakterzeichnung und so weiter … weil er einfach anders ist. Besonders die Leistungen deiner Schauspieler haben mich sehr begeistert. Wie hast du die Leute gecastet?

Philip Lilienschwarz: Witziger Weise wirklich über das Internet. Die Hauptrolle (Stefan Vancura als Jesaja) hab ich allerdings durch jemanden kennengelernt. Wir haben uns dann mal getroffen und unterhalten. Stefan hatte sich für „Absolutio“ echt ins Zeug gelegt. Du solltest ihn mal im realen Leben sehen. Er hat sich die Haare abrasiert und die Brille trägt er normalerweise auch nicht. Das war schon eine ziemliche Metamorphose seinerseits. Stefan nahm den Charakter von Jesaja auf. Das hat mich sehr beeindruckt, denn Jesaja ist nicht jemand, dem du begegnest, wenn du Stefan triffst.

Der verdeckte Ermittler: Wenn ich an Jesaja denke, dann kommen mir unweigerlich Verbindungen zu Armin Meiwes (Der Kannibale aus Rotenburg) und Ed Gein (Das Monster aus Plainfield) in den Sinn. Hat Jesaja, der sich ja den Mutterkomplex mit Meiwes und Gein teilt, einen Bezug zu ihnen?

Philip Lilienschwarz: Ja, teilweise gibt es da bewusste Parallelen. Allerdings ist auch „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ ein gewisser Einfluss auf Jesaja gewesen.

Der verdeckte Ermittler: Mir ist Najely Chumana auch sehr positiv aufgefallen. Sie ist eine bildhübsche Frau und sehr attraktiv. In „Absolutio“ ist sie aber seelisch so hässlich und niederträchtig. Eine richtig widerliche Person. Sie wirkte in jeder Sekunde wie eine durchtriebene und unangenehme Person. Sie hat eine absolut großartige Leistung abgeliefert.

Philip Lilienschwarz: (lacht) … ja das Kompliment gebe ich gern weiter an sie. Das wird sie freuen. Aber du hast völlig recht. Sie hat wirklich eine beachtenswerte Leistung gebracht.

Der verdeckte Ermittler: Auf welchen Festivals lief „Absolutio“ eigentlich und sind da noch mehr in Planung?

Philip Lilienschwarz: Er lief zum Beispiel auf dem Indigo-Film-Festival, bei dem Karlsruher Independent Days Filmfest, wo er an einem Abend auch der Hauptfilm war, was mich sehr gefreut hat. Die Premiere war in München. Demnächst läuft er in Wien. Für mich wird das ein persönliches Highlight, da es sich um ein sehr altes und klassisches Kino handelt. In Bremen sollte er auch mal laufen, aber das ist leider im Sande verlaufen.

Der verdeckte Ermittler: Gibt es schon zukünftige Projekte?

Philip Lilienschwarz: Ich habe für einen anderen Regisseur ein Drehbuch geschrieben, das dieses Jahr wohl noch verfilmt wird. Für wen, kann ich aber noch nicht verraten. Aber so viel: er wird entweder geliebt oder gehasst… (lacht) Das Drehbuchschreiben macht mir aber viel Spaß, ich würde das gern wieder tun.
Als Regisseur ist es grad so, dass ich kein fixes Team um mich herum habe. Und natürlich muss auch einer kommen und mir Geld geben für einen Film… (lacht)

Der verdeckte Ermittler: Wäre denn Crowdfunding eine Option für dich?

Philip Lilienschwarz: Ich entwickle meine Ideen zumeist aus Tagträumen oder am Schreibtisch. Ich bin nicht so jemand, der sich hinstellt und den Leuten bei diesen Plattformen dazu animiert, in mein Projekt zu investieren.

Der verdeckte Ermittler: Ich danke dir vielmals für das angenehme Gespräch.

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