Sonderbericht #7

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Mit dem Einzug der Video-Ära für den Heimgebrauch, ende der achtziger Jahre, entwickelte sich im frisch wiedervereinigten Deutschland, eine neue Jugendkultur. Gruppen pubertärer Jugendlicher mit ausgeprägten Filmleidenschaften schufen den deutschen Underground, wie wir ihn heute kennen und oftmals lieben. Die Jugendkultur hat im Laufe der letzten zwanzig Jahre vieles hervorgebracht, an dem sich die neueren Generationen messen lassen müssen.

Martin Hentschel, selbst fester Bestandteil des Undergrounds (er wirkte u.a. mit in Olaf Ittenbachs NO REASON, Andreas Papes KETTENSÄGEN ZOMBIES REDUX und Marcel Walz’ AVANTGARDE), hat klangheimlich den ersten Band eines Kompendiums veröffentlicht und damit dem deutschen Underground den lange überfälligen Tribut gezollt. Einhundert handverlesene und stellenweise obskure Filme aus den letzten fünfundzwanzig Jahren, darunter frühe Werke von Regisseuren, die mittlerweile international Achtungserfolge einfuhren konnten, wie zum Beispiel die „großen Alten“ Jörg Buttgereit, Andreas Schnaas oder Olaf Ittenbach. Aber auch die „jungen wilden“ wie die Brandls, Philip Lilienschwarz und Marcel Walz halten mit ihren Werken Einzug im Buch.

Abgerundet wird es durch ein Vorwort von Szene-Urgestein Markus Hagen, dessen großartige Vietnam-Persiflage DEADLY NAM (2006) ebenfalls vertreten ist. VIDEO-REBELLEN ist aus dem direkten Dunstkreis der deutschen Amateur- und Underground Szene entstanden und somit zu 100% authentisch. Nebenbei bemerkt ist es ein wahres Fest in dem Buch zu stöbern, neue Filme zu entdecken und wissenswertes zu alten Streifen zu erfahren.

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Im Rahmen der Veröffentlichung konnte ich Martin Hentschel kurz zum Gespräch treffen:

Der verdeckte Ermittler: Wie bist du auf die Idee zu diesem Projekt gekommen?

Martin Hentschel: Da es bisher noch kein Buch über dieses Thema gab. In den 90ern gab es zwar HÖLLE AUF ERDEN oder DIE ANGST SITZT NEBEN DIR, in denen auch zum Teil deutsche Amateurfilme besprochen wurden, aber diese Publikationen behandeln das Genre zu allgemein. Außerdem sind diese Bücher teilweise 20 Jahre alt.

Der verdeckte Ermittler: Wie lange hast du daran gearbeitet? Bis zum Veröffentlichungsdatum war von diesem Projekt noch nichts weiträumig bekannt gewesen.

Martin Hentschel: Die Idee hatte ich bereits 2011, jedoch wurde das Ganze immer wieder von mir wegen meiner anderen Bücher verschoben. Dafür sammelte ich über die letzten Jahre jene Filme, die mir interessant für das Buch erschienen und nahm Kontakt zu den Machern auf. Die ersten Zeilen brachte ich im April dieses Jahres zu Papier, Anfang Juli war ich dann fertig mit dem Buch. Ich hab vorher nichts an die große Glocke gehängt, da man das Buch durch die On-Demand-Veröffentlichungsweise eh nicht vorbestellen konnte und das spontane Interesse sicher verpufft wäre, hätte ich groß Welle gemacht.

Der verdeckte Ermittler: Mit VIDEO REBELLEN hast du dem Underground einen Meilenstein gesetzt. Wie ist deine Meinung zum Underground?

Martin Hentschel: Ich beschäftige mich jetzt seit 5 Jahren mehr oder weniger intensiv mit diesem Genre und habe inzwischen eine ganze Masse an diesen Produktionen auf DVD und VHS angehäuft. Ich feiere besonders die älteren Filme wegen ihres naiven Charmes und der Retro-Optik. Zur deutschen Underground-Szene im Allgemeinen kann ich gar nicht viel sagen, gebe aber Markus Hagen in seinem erstklassigen Vorwort zu 100% Recht.

Der verdeckte Ermittler: Laut des Buches sind weitere Bände in Planung. In welchen Intervallen willst du weitere Bücher veröffentlichen?

Martin Hentschel: Ich sammle bereits für den zweiten Teil und fordere alle Filmemacher auf, mir ihre Werke zuzusenden. Egal ob 20 Jahre alter Kurzfilm, Unvollendeter Rohschnitt einer nie veröffentlichten Produktion, Schulprojekt, unbekannter Trash, Horrorfilm, Trickfilm, …was auch immer. Wenn ich 100 passende und vor allem gute und interessante Filme zusammen habe, wird ein zweiter Band in Angriff genommen.

Der verdeckte Ermittler: Du hast das Buch über den Print Service von Amazon veröffentlicht. Warum?

Martin Hentschel: Ich hatte bei ein paar Verlagen angefragt, die jedoch alle kein Interesse hatten. Da ich gute Erfahrungen mit „Createspace/Amazon“ bei meinen letzten Büchern gemacht habe, war die Sache klar.

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