Im Verhör: Will Keenan

AUS DER DRITTEN PERSON

Am 14. September 1974 in Philadelphia zur Welt gekommen, hat sich Will Keenan durch Auftritte in Filmen wie TROMEO & JULIET, TERROR FIRMER oder THE GHASTLY LOVE OF JOHNNY X den Ruf eines Kult-Schauspieler erarbeitet.

Dass er diesem Ruf auch als Person gerecht wird, hat Will Keenan im nachfolgend nachzulesenden Interview, welches der Bad Cop mit ihm geführt hat, unter Beweis gestellt.

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Hallo Will, zuerst einmal danke, dass du die Zeit für dieses Interview findest.

Kein Ding. Leg einfach los, ich bin schon gespannt auf deine Fragen.

Dann fangen wir doch gleich mit der wohl schwersten Frage überhaupt an. Bitte umschreibe deine eigene Persönlichkeit und erkläre den Lesern, wer ist Will Keenan?

Oh Gott, jetzt geht es aber los! (lacht)
Um deine Frage zu beantworten, spreche ich nun wohl am besten über mich in der dritten Person.
Viele Leute sagen, sie kennen Will Keenan, weil er durch seine Hauptrolle in LOVE GOD, dem ersten digitalen Spielfilm überhaupt, zum ersten digitalen Star aufstieg. Oder sie kennen ihn aus THE GHASTLY LOVE OF JOHNNY X, dem letzten Schwarz-Weiß-Musical, welches in Widescreen gedreht wurde. Dann gibt es Leute, die in Will Keenan einen Kult-Schauspieler sehen, der in TROMEO & JULIET die Hauptrolle spielte und in TERROR FIRMER den ersten hermaphroditischen Serienmörder in der Filmgeschichte mimte. Viele bezeichnen Will Keenan auch als den Buster Keaton des 21. Jahrhunderts. Dies aufgrund seiner todesverachtenden Comedy-Stunts in Filmen wie OPERATION MIDNIGHT CLIMAX, bei dem er übrigens auch die Co-Regie führte.
Jene Leute, die Will Keenan jedoch wirklich kennen, so wie ich es tu, die wissen, dass da noch viel mehr ist. Er ist nicht nur ein kreatives Genie und ein hart arbeitender Mann, sondern auch ein Möchtegern Freak und angehender Yogi mit einem unstillbaren Wissensdurst. Er ist eine sehr spirituelle Person, schließlich hat er sieben Jahre in einem Ashram gelebt. Trotzdem ist er oftmals auch sehr ungeduldig – an diesem Problem arbeitet er jedoch seit Jahren. Er ist eine sehr extrovertierte Person, die richtig aus sich rausgehen kann. Dann gibt es aber auch wieder Zeiten, wo er sehr überlegt und zurückgezogen ist. Neben Meditieren sind seine liebsten Freizeitbeschäftigungen das Lesen und Zeit mit seiner Superstar-Ehefrau Stefanie zu verbringen. Am liebsten schreibt Will Keenan jedoch Filmgeschichte. Will Keenan ist ohne Zweifel die leidenschaftlichste, mutigste und abenteuerlustigste Person, mit welcher ich je die Ehre hatte zu arbeiten. (lacht)

Äh, sehr interessant. Solch eine Antwort habe ich auf die Frage noch nie erhalten.

(Lacht laut drauf los)

Wann genau hast du deine Leidenschaft für die Schauspielerei entdeckt?

Meine Mutter sagt immer, ich hätte schon mein ganzes Leben lang geschauspielert. In den Ferien oder bei Familienfesten hat sie mich immer vor die Verwandtschaft gestellt und mir gesagt, ich soll für alle mit meinen verschiedenen Stimmen sprechen.
Ich kann mich auch daran erinnern, wie ich als kleiner Junge in die verschiedensten Rollen geschlüpft bin. Ich ging zu den Leuten und gab vor, jemand anderes zu sein. Ich habe verschiedene Personen dargestellt und geschaut, ob ich die Leute damit veräppeln kann, ob sie mir meine Rolle abkaufen.
Für mich ist das ganze Leben eine große Rolle, die man richtig gut spielen muss. Es gibt keine kleinen Rollen, sondern nur kleine Schauspieler. (lacht)

Gab es einen Film, der dich in deiner Kindheit nachhaltig beeindruckt hat?

Ich habe in meiner Kindheit nicht viele Filme gesehen. Erst als Erwachsener habe ich damit angefangen. Genau genommen waren es vor allem die vergangenen fünf Jahre, in welchen ich mir eine Menge Filme und Serien angesehen habe.
Filme, die mich als Kind dennoch beeindruckt haben, waren STAND BY ME, DEAD POETS SOCIETY und ein paar andere, deren Botschaft mich tief beeindruckt hat. Ich sage nur: Carpe Diem, nutze den Tag.

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Hast du einen Lieblingsschauspieler?

Ganz harte Frage. Es gibt viele großartige Schauspieler, die ich sehr zu schätzen weiß. Daniel Day-Lewis, Gary Oldman oder auch mein Freund Philip Seymour Hoffman gehören sicherlich dazu. Sie alle sind absolute Meister, wenn es darum geht, eine andere Person zu werden. Da ich viel Geld an der NYU im Fach Dramatik investiert habe, bin ich sehr kritisch, wenn ich die Schauspielerei von jemand anderem beurteilen muss. Wenn es einem Schauspieler gelingt, mich zu täuschen, dann ist er verdammt gut in seinem Fach. Richtig gute Schauspielerei ist alles Andere als einfach, auch wenn es den großen Charakterdarstellern keine Mühen zu bereiten scheint.

Die Frage muss nun kommen: Kannst du auch eine Lieblingsschauspielerin nennen?

Ich würde sagen Meryl Streep, Cate Blanchett und Allison Janney. Mit Allison Janney bin ich vor Kurzem noch rumgehangen – ich bin ein absolut unglaublicher Typ. (lacht)

Nenn uns deine Top-Drei deiner Lieblingsfilme.

Ah, Mann. Ich hasse es, mir irgendwelche Favoriten herauszusuchen. Ich meine das ganz ernst. Ich bin nicht der Typ, der solche Fragen beantwortet. Es tut mir leid, aber dieser Homie spielt solch ein Spiel nicht mit. (lacht)

Du bist ein regulärer Darsteller in den Produktionen aus dem Hause TROMA

Das stimmt so nicht. Ich würde mich nicht als einen regulären TROMA-Darsteller bezeichnen. Ich habe nur in zwei TROMA-Filmen mitgespielt. Ich habe die Hauptrolle in TROMEO & JULIET gespielt, meinem ersten Film überhaupt, und kehrte dann für TERROR FIRMER zu TROMA zurück. Der Grund, wieso ich für TERROR FIRMER zu TROMA zurückkehrte, war, weil ich den Film mitproduzieren durfte und dadurch einen guten Eindruck davon erhielt, was es bedeutet, einen Film zu produzieren. Auch gab mir Lloyd Kaufman die Möglichkeit, das Geschlecht meiner Rolle neu zu definieren. Dadurch konnte ich Filmgeschichte schreiben und den ersten hermaphroditischen Serienmörder spielen – noch nie zuvor gab es solch eine Figur in einem Film.

Wie bist du damals zu TROMA gekommen?

Meine Freunde, die alle große TROMA-Fans waren, schleppten mich in New York City zum Vorsprechen für TROMEO & JULIET. Der Rest ist sozusagen tromatische Geschichte. (lacht)

Wie ist es, der Star in einem TROMA-Film zu sein?

Wenn man in einem TROMA-Film die Hauptrolle spielt, dann wird man während der Dreharbeiten mit Samthandschuhen angefasst – man ist von jeder Art von »Missbrauch« geschützt. Der Grund hierfür ist in der Tatsache zu suchen, dass es der Produktion eine Menge Geld kostet, wenn ein Hauptdarsteller während der Dreharbeiten das Handtuch wirft. Man müsste all seine Szenen nochmals mit einem anderen Darsteller neu drehen. Bei Nebendarsteller verhält es sich wiederum anders: Wenn ein Nebendarsteller keinen Bock mehr auf die Dreharbeiten hat, dann wird er einfach ausgewechselt und jemand anders schlüpft in sein Kostüm.
Wenn man der Star in einem TROMA-Film ist, dann öffnen sich viele Türen, während jedoch genauso viele zu gehen. Ich musste nach den TROMA-Filmen sehr hart dafür arbeiten, um mich als seriöser Schauspieler zu legitimieren.

Hast du noch ein paar letzte Worte für die Leser dieses Interviews?

Verfolgt und jagt mich doch im Internet – beachtet dafür die Links am Ende dieses Interviews. (lacht)
Ich habe da noch zwei wissenswerte Sachen für all meine Freunde aus Deutschland. Stefanie, meine Frau, kommt ursprünglich aus Deutschland. Sie ist geboren und aufgewachsen in Hamburg, bevor sie eine Karriere als internationales Model eingeschlagen hat. Einer ihre Freunde aus der Industrie ist der Sänger Udo Lindenberg.
Dann wäre da noch dies:
Als ich vor ein paar Jahren in Indien gelebt und gearbeitet habe, da spielte ich eine Nebenrolle in dem deutschen TV-Film INDISCH FÜR ANFÄNGER, der damals gerade in Indien gedreht wurde. Die Hauptrollen in dem Film spielten Henning Baum & Wolke Hegenbarth. Mit beiden hat die Arbeit sehr viel Spaß gemacht. Generell war die Arbeit mit der aus Deutschland stammenden Filmcrew großartig. In Indien einen Film zu drehen ist nicht leicht, das kann ich dir versichern. Doch die Deutschen haben sich davon nicht abschrecken lassen und habe mich mit ihrer Professionalität beeindruckt. Henning Baum ist übrigens einer der lustigsten Schauspieler, mit dem ich je gearbeitet habe. Auch hinter der Kamera hat er mich immer wieder zum Lachen gebracht.
Ich frage mich, ob einer der Leser dieses Interview INDISCH FÜR ANFÄNGER gesehen hat? Ich konnte mir den Film bis heute nicht ansehen.

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Interview:
Bad Cop aka Nando Rohner

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