Grund für die Anzeige:
DER LETZTE KANNIBALE
Tatverdächtiger:
Der Kannibale (der letzte)
Tatbestand:
In den unscheinbaren Wäldern von Silschede haust er: Der letzte Kannibale! Genau das Richtige für den Regisseur Alan Jates (Sebastian Zeglarski), welcher darin die optimale Gelegenheit erkennt, sich seinen Traum zu erfüllen: Er möchte einen echten Snuff-Film drehen! Unter der Führung des Einsiedlers (Master W alias Werner Timm) begibt sich Alan zusammen mit einem Satanisten/Hexer und einem Aushilfs-Söldner in eben diese Wälder, wo das blutige Grauen bereits auf die Gruppe wartet. Die Jungs von P.S.Y.C.H.O. Productions hatten kurz zuvor noch ein Interview mit Alan Jates geführt (oder umgekehrt)…und sie waren es auch, welche später dessen Camcorder finden sollten. Vom Regisseur fehlt nach wie vor jede Spur.
Nach reiflicher Überlegung wurden die mit seiner Kamera gefilmten – und extrem schockierenden – Aufnahmen nun, als Warnung für die Allgemeinheit, unter dem Titel DER LETZTE KANNIBALE veröffentlicht.
Beweisaufnahme:
Das selbstständige Veröffentlichen potenziellen Beweismaterials ist uns MovieCops prinzipiell ein Dorn im Auge, denn so etwas behindert immer laufende Verfahren und führt zu unnötigen Überstunden für unsere Berufsgattung. Schon alleine deswegen mussten wir uns dieses Falles annehmen! Ausserdem besteht in solchen Fällen auch immer der Verdacht, dass sich jemand ungerechtfertigt bereichern will, und dies auf Kosten einzelner Tragödien. Nach Anstand und Moral kann man dies nicht Gutheissen…doch im Sinne einer Warnung sieht die Sachlage dann doch ganz anders aus, denn wer will schon beim sonntäglichen Spaziergang durch den Wald verspeist werden? Eben!
Fairerweise müssen wir ausserdem gestehen, dass Crippler Criss und Master W uns sofort eine Kopie geschickt haben, und uns somit auch nichts vorenthalten haben. Das – in Zusammenhang mit dem Beweggrund die öffentliche Sicherheit zu erhöhen – ist wahre Zivilcourage, wofür wir den beiden Herren zur Einleitung erst einmal ein herzliches DANKE aussprechen wollen…und wovon sich RTL & Co. mal eine Scheibe von abschneiden könnten!
In Sachen Form handelt es sich bei dieser Anzeige um einen Kurzfilm im Doku-Stil. Doch wer nun Wackelbilder à la BLAIR WITCH PROJEKT oder CLOVERFIELD befürchtet kann sich beruhigt zurücklehnen, denn davon distanziert sich DER LETZTE KANNIBALE auf sehr angenehme Weise. Die Bilder sind zwar von einem Camcorder, doch ist dieser mit relativ ruhiger und sicherer Hand geführt worden (mal abgesehen von ein paar Momenten, in welchen dies keinen Sinn ergeben würde). Des Weiteren hat man sich einer Idee aus J. J. Abrams Monsterfilm bedient, um abwechselnd Szenen aus dem Wald und vom Interview mit P.S.Y.C.H.O. Productions zeigen zu können, was viel Raum für humorvolle Sequenzen eröffnet.
Dieser Raum wird dann auch tatsächlich genutzt, und egal ob es sich um Anspielungen auf Horror-Klassiker oder aktuellere Promi-Eskapaden handelt: so ziemlich jeder Gag zündet hier! Master W lässt dabei seinen aus DAS GEHEIMNIS DER ZAUBERPILZE bekannten Einsiedler wieder aufleben, und schmückt diesen abermals mit einem Akzent, welcher wie ein Hybrid aus Holländisch und Schwyyzerdüütsch klingt. Dabei zeigt er einmal mehr sein komödiantisches Talent, welches sich neben den vielen Gags und der gelungenen Darbietung von Sebastian Zeglarski hauptsächlich für das Funktionieren dieses neuen P.S.Y.C.H.O.-Kurzfilms verantwortlich zeichnet.
Doch auch dieses Mal muss ein wenig Kritik angebracht werden, dafür aber so wenig, wie noch nie zuvor! Neben dem teilweise recht hölzernen Agieren einzelner Nebenfiguren stört vor Allem die Tatsache, dass man hin und wieder die Dialoge einfach nicht verstehen kann. Das kommt zwar nur ein paar Mal vor, doch als untersuchender MovieCop stellt man sich unweigerlich die Frage, ob dies nicht hätte vermieden werden können.
Abgesehen von diesen beiden Ordnungswidrigkeiten kann man aber unterm Strich nur von einem äusserst gelungenen und spassigen Kurzfilm sprechen, vorausgesetzt man besitzt zumindest eine kleine Affinität für charmanten Trash aus Deutschen Landen.
Urteil:
Schlusswort:
Wer bisher mit den von uns vorgestellten Filmen der P.S.Y.C.H.O.s nichts anfangen konnte, der wird dies wahrscheinlich auch im Falle von DER LETZTE KANNIBALE nicht können. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass dieser 15-minütige Kurzfilm den bisherigen Schaffens-Höhepunkt der Macher aus Gevelsberg darstellt. Kurz, knackig und auf den Punkt gebracht ist dieser sehr lustige Film ein kurzweiliges Vergnügen, welches sich grundsätzlich kein Horrorfan entgehen lassen sollte!
Wenn nun noch die kleinen Mängel in Sachen Nebendarsteller und Ton verbessert werden, gibt es an diesen Amateur-Produktionen wirklich kaum noch etwas auszusetzen!