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GCK

Grund für die Anzeige:

BLOOD FEAST

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Premiere:
27.08.2016
(Fright Fest)

Tatverdächtige(r):

Fuad Ramses

Tatbestand:

Fuad Ramses ist mitsamt seiner Frau und seiner Tochter aus den USA nach Frankreich in einen Vorort von Paris ausgewandert und betreibt dort einen typischen American Diner. Da das Geschäft aber nicht sonderlich gut läuft und somit das Geld nicht reicht, arbeitet er zusätzlich als Nachtwächter in einem Museum für ägyptische Kultur. Während dieser nächtlichen Tätigkeit wird er mehr und mehr von einer Statue der Göttin Ishtar angezogen. Als ihm die Göttin auch noch erscheint, verfällt er ihrer Anziehungskraft und macht es sich in der Folge zur Lebensaufgabe, sie wieder auferstehen zu lassen. Zu diesem Zweck muss er jedoch ein ganz spezielles Festmahl, dessen Zutaten ausschliesslich menschlicher Natur sind, zubereiten…

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Beweisaufnahme:

Als Marcel Walz (LA PETITE MORT 1&2, SEED 2, #funnyFACE) ankündigte, dass er ein Remake zum allerersten Splatterfilm drehen wird, wurden die Horrorfans rund um den Globus sofort neugierig. Verständlich, hatte Herschell Gordon Lewis – welcher im September dieses Jahres im Alter von 90 Jahren leider verstorben ist – doch mit seinem BLOOD FEAST (1963) das Splatter-Genre in die Filmlandschaft eingeführt. Natürlich sind die Erwartungen der Fans des “Godfather of Gore” dann auch entsprechend hoch und eigentlich kaum zu befriedigen, doch das “Enfant Terrible des Genrefilms Made in Germany” hatte offenbar einen Plan, wie er diesem Umstand entgegnen könnte, und diesen auch konsequent umgesetzt.

Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass der Film nicht unbedingt darauf abzielt, noch schockierender zu sein, als es das Original damals war. Da bluttriefende Effekte heutzutage keine Neuheit mehr darstellen, hat man sich dafür entschieden, hauptsächlich an der Story zu feilen. Dazu wurde Fuad Ramses – stark gespielt von Robert Rusler (MANCHMAL KOMMEN SIE WIEDER, L.I.S.A. – DER HELLE WAHNSINN, TALES OF HALLOWEEN) – mit einer nicht weiter benannten aber offensichtlich nervlichen Krankheit bestückt, was dem ganzen Geschehen eine zusätzliche mysteriöse Note verleiht. Immer wieder stellt man sich die Frage, ob das soeben Gesehene nun reell war, oder nicht doch eher eine Art Fiebertraum. Die Inszenierung unterstreicht das Ganze und findet ihren Höhepunkt im Finale, wenn zu den Klängen von Edvard Griegs IN THE HALL OF THE MOUNTAIN KING genüsslich geschlachtet wird (egal, wie das jetzt klingt – es ist schliesslich immer noch Halloween-Nacht).

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Neben Fuad selbst, wird auch seiner Familie – und vor allem den Konflikten innerhalb dieser – viel Platz eingeräumt. Die routiniert auftretende Caroline Williams (THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2, CONTRACTED, TALES OF HALLOWEEN) spielt dabei seine Ehefrau Louise, welche durchaus Veränderungen im Verhalten ihres Mannes bemerkt, jedoch lange Zeit Mühe damit hat, diese aufklärend einzuordnen. Währenddessen sucht Tochter Penny – solide gespielt von Sophie Monk (DATE MOVIE, THE HILLS RUN RED) – ihren Platz im neuen sozialen Umfeld, wobei ihr sogenannter Freundeskreis sich schlussendlich als Kanonenfutter entpuppt und auch so behandelt wird. Einzig Max Evans (NATURE, REEPERBAHN) sticht hier mit seiner speziellen und sehr authentisch wirkenden Art heraus, während die gesamte Gruppe aber grundsätzlich keine relevante Substanz erhält. Im Kontext des Familiendramas macht dies aber auch durchaus Sinn und soll daher nicht als Kritikpunkt verstanden werden.

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Was man hingegen kritisieren kann, sind diverse Dialoge. Diese, wie auch der Storyverlauf an sich, lösen immer wieder ein kräftiges Stirnrunzeln aus, wobei man dies aber auch als respektvolle Hommage an das Original verstehen kann: Auch dort ging es nicht immer ganz logisch zu und her, was bei dem Film aber vollkommen irrelevant war. Schliesslich ging es bei Herschell Gordon Lewis – der in diesem Remake übrigens seinen letzten Auftritt in einer gelungenen Nebenrolle hat – stets in erster Linie um Blut, Blut und nochmals Blut, und nicht um möglichst wertvolle Erzählungen. Seine Filme waren daher sicher nicht jedermanns Sache, doch was Splatter anging hat er seine Visionen immerzu konsequent umgesetzt, und damit bis heute viele Fans unterhalten und viele Filmemacher inspiriert.

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Marcel Walz gehört wohl auch zu dieser Gruppe Filmschaffender, denn sein ganzer Film ist von zahlreichen Verweisen auf die Vorlage – wie beispielsweise diverse benutzte Tötungsarten und manche Dialoge – durchzogen. Die handgemachten Effekte von Ryan und Megan Nicholson sehen dabei gewohntermassen eindrücklich aus und die Optik ist allgemein sehr schön auf Hochglanz poliert (was den Look angeht, sind die zwielichtigen Panoramaeinstellungen meine persönlichen Favoriten), womit das Remake in Sachen “technische Aspekte” durchs Band die Nase vorn hat (was man grundsätzlich auch erwarten durfte). Ansonsten ist die Handschrift von Marcel Walz klar erkennbar: Er hat BLOOD FEAST tatsächlich zu etwas Eigenem gemacht, sich mit eben diesem eigenen Werk aber gleichzeitig ganz klar tief vor dem Original verbeugt. Und da genau dies eines der Hauptkriterien für ein gelungenes Remake ist, kann man auch locker über den einen oder anderen Makel in Sachen Logik und die punktuell vermisste Spannung hinwegsehen.

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Urteil:

4von5

Schlusswort:

„Schon wieder ein Remake eines Horrorklassikers!“ werden viele sagen, doch wer der Neuinterpretation von Filmen prinzipiell ablehnend gegenübersteht, der ist in der Regel mit solch einer Aktualisierung ohnehin nicht zufrieden zu stellen. Wer jedoch offen dafür ist, der sollte Marcel Walz’ Version von BLOOD FEAST bis zum Release unbedingt im Auge behalten (und dann natürlich auch anschauen), denn der Film besteht nicht nur aus einer reinen Effekt-Modernisierung. Vielmehr wurde die komplette Story substantiell bereichert und am Ende sogar stark erweitert. Getragen von einem sehr fähigen Hauptdarsteller gibt es zwar dennoch den einen oder anderen Kritikpunkt festzustellen, doch das Gesamtbild ist durchaus mehr als zufriedenstellend. Bon appétit!

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