Anzeige – Aktenzeichen “GCK-0312-06″

Poster: © Rialto Film AG 2012

Grund für die Anzeige:

DIE TRIBUTE VON PANEM – TÖDLICHE SPIELE

Tatverdächtige:

Katniss Everdeen aka The Girl on Fire

Tatbestand:

Als Katniss Everdeens’ kleine Schwester für die tödlichen Hungerspiele ausgelost wird, beschliesst Katniss (Jennifer Lawrence) kurzerhand selbst an deren Stelle in den Kampf zu ziehen. Sie wird in das die 12 umliegenden Bezirke regierende Kapitol gebracht, wo sie auf die Spiele vorbereitet wird und gleichzeitig auf Sponsorensuche gehen kann/muss. Diese Sponsoren sind überlebenswichtig, um während der Hungerspiele bestehen zu können. Die Spiele selbst dienen der Kontrolle der Bezirke durch Einschüchterung und Unterdrückung. Während dieser Spiele werden 24 zwölf- bis achtzehn-jährige Kinder gezwungen, in einer abgeriegelten Arena bis auf den Tod gegeneinander zu kämpfen. Erst, wenn es nur noch einen Überlebenden Teilnehmer gibt, steht der Sieger fest. Was die führenden Machthaber aber nicht ahnen: Katniss’ Verhalten zündet den Funken für eine mögliche Revolte…

Beweisaufnahme:

Als ich diese Akte das erste Mal öffnete, klingelte es sofort in meinem Gedächtnis:
Eine Regierung, welche zwecks Machtdemonstration einen Haufen Jugendliche dazu zwingt, sich gegenseitig umzubringen? Das hatten wir doch schon! Richtig, und zwar in BATTLE ROYALE! Nur wollte man dort die Jugend selbst einschüchtern, und in Panem soll gleich die gesamte Bevölkerung die Macht des Kapitols zu spüren bekommen. Die offiziellen Begründungen verkommen dabei zur Farce, was wiederum in der Form angeschnittener Medienkritik daher kommt. Weitere Themen sind hierbei der Voyeurismus und die Sensationsgier des Menschen, wie auch der Kampf für die Gerechtigkeit und der Schutz des eigenen Umfelds.

Es gibt also genügend Denkanstösse für weiterführende Diskussionen, doch nur, wenn man dies auch will, denn der komplette Film wurde – der Buchvorlage von Suzanne Collins (welche auch am Drehbuch beteiligt war) folgend – auf ein jugendliches Publikum ab 12 Jahren zugeschnitten. So sieht man kaum Blut, und brutale Details schon mal überhaupt nicht. Sobald der Kampf in der Arena los geht, regiert die Wackelkamera das Geschehen, und man wünscht sich hin und wieder eine andere Form der Entschärfung (Off-Screen-Kills…anyone?).

Spätestens dieser Umstand wirft aber die alles entscheidende Frage auf:
Ist eine solche Geschichte denn überhaupt für Jugendliche geeignet?

Nun, diese Frage ist alles Andere als einfach zu beantworten, denn einerseits geht es ja schliesslich um eben jene Altersgruppe, welche in Panem zwecks Belustigung der Reichen und Einschüchterung der Armen geopfert wird, aber andererseits war ja auch der sehr ähnliche BATTLE ROYALE zurecht nicht für Jugendliche freigegeben. Gut, bei den TRIBUTEN haben wir ein hübsches Mädchen als Identifikationsfigur, welche nur aus Notwehr mordet und sich nebenbei fragen muss, für welchen Mann denn nun ihr Herz schlägt; doch der Kern der Geschichte ist und bleibt brutal und zeichnet eine – trotz ihrer erschreckenden Nähe zu unserer Realität – nicht einfach zu verstehende Welt (Habe ich soeben tatsächlich behauptet, unsere Welt sei einfach zu verstehen? Interessant…). Aus diesem Grund müssen die Erziehungsberechtigten ihre Pflichten in die Hand nehmen, und ihrem Nachwuchs in Bezug auf diese als Trilogie angelegte Geschichte zur Seite stehen. Die Devise sollte demnach lauten: Schickt eure Kinder nicht ins Kino, sondern geht mit ihnen in diesen Film!

Eine eindeutigere Antwort auf die ursprüngliche Frage kann nicht gegeben werden, da hierbei zu viele Unbekannte mit im Spiel sind…

So bleibt noch der Vergleich zwischen der schriftlichen Vorlage und den nun im Kino zu bestaunenden bewegten Bildern, und dieser Vergleich fällt durchgehend positiv aus! Zwar mussten ein paar Details verändert oder gleich gänzlich fallen gelassen werden, doch ist dies im Fall von DIE TRIBUTE VON PANEM – TÖDLICHE SPIELE einzig auf die Übersetzung des Romans in die filmische Sprache zurückzuführen, und soll deswegen nicht als negativ kritisiert werden. Regisseur Gary Ross verstand es meist, die passende Atmosphäre aufzubauen, was für mehrere Gänsehautmomente sorgt. Dazwischen werden zwar immer wieder wichtige Details im Eiltempo offenbart, doch den aufmerksamen Zuschauer sollte dies nicht aus dem Geschehen werfen können. Ansonsten ist diese Verfilmung überraschend nah an der Vorlage (deren Schreibstil doch sehr simpel ausgefallen ist, was aber in Bezug auf den Inhalt – vor allem beim Kinobesuch – wiederum irrelevant ist), und muss in dieser Hinsicht als äusserst gelungen bezeichnet werden.

Jennifer Lawrence haucht ihrer Figur dazu auch noch passendes Leben ein und trifft vor allem mit ihrer zugegeben minimalistischen Mimik genau ins Schwarze! Auch hier muss der Zuschauer ein wenig Denkarbeit leisten, um Katniss’ Blicke lesen zu können (vor allem diejenigen, welche mit dem Buch nicht vertraut sind), doch findet man kaum berechtigte Kritikpunkte. Eine starke Leistung!

Auch das restliche Ensemble – u.A. geben sich Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Stanley Tucci, Donald Sutherland, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth und sogar Lenny Kravitz hier die Ehre – bietet kaum Grund zur Kritik. Teilweise liegt dies sicher an der Tatsache, dass sie ohnehin relativ wenig zu tun hatten, doch auch dies ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt dass der Roman komplett aus der Sicht von Katniss geschrieben wurde. Dazu liefert der Film neue Einblicke in die Welt von Panem, und zwar in allen Szenen in welchen Katniss nicht zu sehen ist. Dies ist eine nette Erweiterung und stellt für bereits bestehende Fans somit das Sahnehäubchen dar.

Urteil:

Schlusswort:

Wer denkt, dass DIE TRIBUTE VON PANEM das nächste TWIGHLIGHT darstellt, liegt glücklicherweise falsch! Hier gibt es keine glitzernden Vampire, die von Heirat und Familie träumen und dabei vergessen haben, zu welch einer brutalen Gattung sie eigentlich gehören. Im Gegenteil: Hier haben wir es mit Jugendlichen zu tun, welche zum Kampf gezwungen werden, und auf ihre Weise versuchen, das Beste daraus zu machen. Für die meisten heisst das naheliegende Ziel demnach ganz einfach: Überleben! Auch ist die enthaltene Romanze bisher nur am Rande in Erscheinung getreten und stellt keinesfalls den Mittelpunkt der Geschichte dar.

Lange (für eine Kurzanzeige schon wieder viel zu lange) Rede, kurzer Sinn:
Dieser erste Film – und man darf jetzt schon davon ausgehen, dass es nicht der letzte sein wird – ist schlussendlich ein dystopischer Abenteuerfilm für Teenies, welcher Denkanstösse liefert, ohne diese zu forcieren. Wer sich darauf einlassen kann, wird teilweise eindrücklich unterhalten. Zwar ist das Resultat (noch?) nicht auf dem Niveau von HARRY POTTER, aber das Potential diesen einzuholen ist – vor Allem in Bezug auf den dritten Teil, dessen Stil einen erheblichen Bruch zu den Vorgängern darstellt – durchaus vorhanden. Man darf also gespannt sein!

Happy Hunger Games!
…and may the odds be ever in your favour!!!

This entry was posted in Kurzanzeigen. Bookmark the permalink.

3 Responses to Anzeige – Aktenzeichen “GCK-0312-06″

  1. Philipp says:

    Filmstöckchen-Alarm! Ich habe fünf Fragen an euch.

  2. Philipp says:

    Link will nicht. Vielleicht geht es so: http://wieistderfilm.de/bonus/
    Siehe „Filmstöckchen“

    • GCK says:

      Hi Philipp,

      Sorry für die späte Antwort, aber ich wollte das nächste Woche in der Freizeit erledigen und mich dann auch melden. Nun sehe ich aber, dass die Seite nicht mehr vorhanden ist. Stimmt das, oder werde ich einfach älter und dazu auch noch blind? 😉

      Cheerz,
      GCK

Wie sieht Dein Urteil aus?